Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)

D:ISLAM – Deutscher Islam als Alternative zum Islamismus?



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Die Forschung zu Islamismus zentriert sich in Deutschland um Einstellungserhebungen, Sicherheits- und Kommunikationsaspekte, sowie psychologische und theologische Fragestellungen und internationale Beziehungen. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sind die Auswirkungen des Islamismus auf die muslimischen Communities untererforscht. Hier sehen wir eine Forschungslücke, die geschlossen werden muss.



Förderinformation



Das Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung (BIM), der Humboldt-Universität zu Berlin erhält eine Förderzusage über 701.481,61€ für ein 3-jähriges Forschungsprojekt im Rahmen der BMBFMaßnahme „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in
Deutschland und Europa“.


Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen der Bekanntmachung insgesamt 24 Forschungsvorhaben (sechs Einzelvorhaben und sieben Verbünde) in Höhe von rund 15 Mio. Euro in zwei Themenschwerpunkten:

Zum einen werden die gesellschaftlichen Ursachen des Erstarkens von Islamismus in Deutschland und Europa untersucht, zum anderen die gesellschaftlichen Wirkungen von Islamismus in Deutschland und Europa.

Zudem wird das Transfervorhaben durch das Verbundprojekt RADIS gefördert, welches
die Forschungsprojekte intern und extern vernetzt, wissenschaftliche Erkenntnisse
zusammenführt, den gesellschafts- und praxisorientierten Ergebnis- und Wissenstransfer unterstützt sowie Öffentlichkeitsarbeit betreibt.


Das Projekt „Deutscher Islam als Alternative zum Islamismus? Antworten auf islamistische Bedrohungen in muslimischen Verbänden, Gemeinden und Lebenswelten // D:Islam“ wird in Themenfeld II: „Gesellschaftliche Wirkungen von Islamismus“ gefördert.

Es wird in der Abteilung Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik des BIM angesiedelt und in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit der Praxispartnerin „Alhambra Gesellschaft" als partizipative
Forschung durchgeführt.


Titel und Praxispartner





Das Projekt „Deutscher Islam als Alternative zum Islamismus? Antworten auf islamistische Bedrohungen in muslimischen Verbänden, Gemeinden und Lebenswelten // D:Islam“ wird in Themenfeld II: „Gesellschaftliche Wirkungen von Islamismus“ gefördert.

Es wird in der Abteilung Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik des BIM angesiedelt und in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit der Praxispartnerin „Alhambra Gesellschaft" als partizipative
Forschung durchgeführt.


Projektbeschreibung




Die Forschung zu Islamismus zentriert sich in Deutschland um Einstellungserhebungen, Sicherheits- und Kommunikationsaspekte sowie psychologische und theologische Fragestellungen und internationale Beziehungen.

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sind die Auswirkungen des Islamismus auf die muslimischen Communities untererforscht. Hier sehen wir eine Forschungslücke, die geschlossen werden muss. Islamist:innen bauen durch unterschiedliche Strategien Druck auf muslimische Communities auf, so zum Beispiel indem sie den Vorwurf erheben, die Moscheevereine hätten in der Diaspora den Zugang zum „wahren Islam“ verloren oder, indem sie aggressiv um Jugendliche in Vereinen und Schulen werben oder z.B. Missionierungsmaterial mitbringen und kostenlos verteilen.

Um damit Gemeindemitglieder zu manipulieren und zu rekrutieren. Die Umgangsstrategien der muslimischen Verbände, der (Moschee)Vereine und muslimischer Einzelinitiativen und -personen
mit dem Phänomen Islamismus sind unterschiedlicher Natur.

Aufklärungsmaßnahmen und Coachings für Gemeindemitglieder gehören ebenso dazu, wie Versuche, die Islamisten aus der Gemeinde zu verweisen oder aber in die Gemeindestrukturen einzugliedern, um somit ihren Einfluss zu neutralisieren.

Teilweise wird auch externe Hilfe in Anspruch genommen – womit neue Strukturen der Prävention entstehen, wie Seelsorgetelefone, Deradikalisierungstrainings, Selbsthilfe- oder Aussteigergruppen.


Forschungsfragen




Das Projekt D:Islm wird den Forschungsfragen nachgehen, ob 



(1) muslimische Communities Bedrohungen durch islamistische Phishing-Strategien ausgesetzt sind und wie diese Bedrohungen sich gestalten; 



(2) ob und mit welchen Defense-Strategien sie darauf reagieren und 



(3) ob im Zuge der Reaktionen Hybridisierungsprozesse bei der Ausübung des islamischen Glaubens
und der Auslebung einer muslimischen Identität erkennbar sind, die auf einen „Deutschen Islam“ hindeuten.


Modul 1 – Phishing-Strategien

Die spezifische Bedrohungslage für muslimische Communities durch islamistische Anwerbestrategien wird in Modul 1 erforscht, in dem 

(1) Online-Strategien mittels Big Data und Diskursnetzwerkanalysen und 

(2) Offline-Strategien mittels Expert*inneninterviews mit Akteur*innen der
Präventions- und Deradikalisierungsarbeit erforscht werden.


Modul 2 – Defense-Strategien

Ergänzend dazu bearbeitet Modul II, basierend auf 80 bundesweit geführten, qualitativen Interviews, die Defense-Strategien muslimischer Communities (Verbände, (Moschee)Vereine, muslimische
Einzelinitiativen und -personen) in Reaktion auf Bedrohung durch Radikalisierung und Islamismus.



Modul 3 – Hybridisierungsformen / Deutscher Islam

Parallel zum Mapping der Gefahrenpotentiale des Islamismus für die verschiedenen Community-Akteur*innen und der Analyse von Community-Reaktionen wird das Projektteam in Modul III Fragen der Hybridisierung des Islams nachgehen. Analog zu historischen Adaptationsformen des Islam, in denen in unterschiedlichen Kontexten von einem „Türkischen Islam“, „Indonesischem Islam“ oder aber auch einem „Französischen Islam“ etc. die Rede ist, soll hier untersucht werden, ob eine spezifische Form eines „Deutschen Islam“ erkennbar ist und falls ja, wie sich dieser artikuliert?

Die Forschungsfrage, der in diesem Projekt ebenfalls nachgegangen wird, ist ob ein „Deutscher Islam“ als ein externes erzwungenes Konzept wahrgenommen wird – Stichwort oktroyierter „Staatsislam“ – oder ob sich das Konzept durch eine diasporische Hybridisierung erklären lässt, die möglicherweise auch durch Abgrenzungen gegenüber Islamismus oder religiöse Steuerungen aus den ehemaligen Herkunftsländern entsteht.


Methoden



Der Zugang ist multi-methodisch: Quantitative Big Data und Diskursnetzwerkanalysen kombiniert mit qualitativen Expert*inneninterviews mit Akteur*innen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit, Mapping der Gefahrenpotentiale des Islamismus für verschiedene Community-Akteur*innen
und qualitative Analyse von Community-Reaktionen, sowie komparative Narrativ- und Diskursanalysen (z.B. zum französischen, britischen, holländischen oder türkischen Islam) dienen der Bearbeitung der Forschungsfragen in den drei Modulen.


Projektziel




Ziel des Projektes ist es, Konturen eines „Deutschen Islam“ herauszuarbeiten, der sich im Spannungsfeld zwischen islamistischen und antimuslimischen Bedrohungen zu etablieren sucht. Die Projektergebnisse werden gemeinsam mit, durch Radikalisierung und Islamismus bedrohten, muslimischen Communities und der Alhambra Gesellschaft in die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen überführt.


Forschungsteam



Projektleiterin:
Prof. Dr. Naika Foroutan, BIM, Humboldt-Universität zu Berlin

Co-Projektleiter:
Dr. Özgür Özvatan, BIM, Humboldt-Universität zu Berlin

Mitarebiter*innen:
Emeti Alisch, Nader Hotait, Rami Ali, Fatima El Sayed, Bastian Neuhauser

Studentische Hilfskraft:
Enes Saydam, Ida Büsch

Projektleiter für die Alhambra Gesellschaft: 
Dr. Aydın Süer, Berliner Institut für Islamische Theologie, Humboldt-Universität zu Berlin




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