Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)

BIM News Series

The BIM News Series publishes short research notes on current topics in migration research and policy briefs by BIM researchers. All contributions are peer-reviewed. Zerrin Salikutluk and Christian Hunkler edit the series.

 

2025



#8
Jaschke, P., Sprengholz, M., Auer, D., Hunkler, C., Kosyakova, Y., Salikutluk, Z. (2025).
Seeing Your Religion:
Diskriminierung und Rassismus gegenüber Muslim*innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.
BIM News #8
https://doi.org/10.18452/33069

Key Points 🖉

(1) Mit 5.100 Betrieben durchgeführte Umfrage-Experimente liefern Belege für antimuslimische Diskriminierung in den Einstellungsentscheidungen von Arbeitgeber*innen in Deutschland. (2) Die Befunde legen nahe, dass dem Arbeits- und Fachkräftemangel in Deutschland auch durch den Abbau von Diskriminierung in den Einstellungsentscheidungen von Arbeitgeber*innen begegnet werden könnte. (3) Wir empfehlen Aufklärungskampagnen zum Ausmaß der Arbeitsmarktdiskriminierung gegenüber Muslim*innen, sowie zu den ökonomischen Nachteilen, die Betrieben dadurch entstehen. (4) Empfehlenswert sind zudem flächendeckende und institutionalisierte Antidiskriminierungstrainings, insbesondere für kleinere Betriebe etwa im Rahmen von IHK Meisterkursen.

 
#7
Müller, P., Freudenthaler, R., Ludwig, K., Chan, C., Wessler, H. (2025).
Gruppenstigmatisierung in Nachrichtenmedien und wie sie überwunden werden kann.
BIM News #7
https://doi.org/10.18452/33070

Key Points 🖉

Key Points: (1) Das Projekt untersucht die implizite und explizite Assoziation ethnisch gelesener Gruppen mit den wertenden Emotionen Furcht und Bewunderung in deutschen Medien und die Wirkung solcher Assoziationen. (2) Es zeigt sich u.a., dass Migrant:innen und Geflüchtete in nahezu allen Bereichen des deutschen Mediensystems stärker mit Furcht als mit Bewunderung assoziiert werden und dass schon ein einmaliges Lesen dieser Darstellungen Gruppenbewertungen negativer werden lässt. (3) Wir empfehlen Journalist:innen daher u.a. eine vielfältigere Berichterstattung hinsichtlich der Themenkontexte und sozialen Rollen, die mit ethnisch gelesenen Gruppen in Verbindung gebracht werden. (4) Um die Darstellungsmuster der Medienberichterstattung zu ändern, sind außerdem ein verändertes politisches Handeln und eine andere politische Rhetorik erforderlich. Etablierte politische Akteur:innen müssen Perspektiven für gelingende Integration aufzeigen und diese umsetzen.

 
#6
Tsolak, D., Knauff, S., and Kühne, S. (2025).
Regionalisierung rassistischer und diskriminierender Diskurse im Social Web.
BIM News #6
https://doi.org/10.18452/31676

Key Points 🖉

(1) Auf Twitter/X, das digitaler Raum und Teil des Social Web ist, gibt es teilweise rassistische Hassrede, die sich mit analogen Räumen und ihren politischen und demografischen Strukturen, bspw. von Gemeinden oder Kreisen, in Verbindung bringen lässt. (2) Auf Basis dieser Daten aus dem Social Web wurde ein regionaler Hassrede-Indikator abgeleitet und zur Untersuchung zum Zusammenhang von Hassrede und sozialstrukturellen Merkmalen verwendet (3) Von Twitter Nutzer:innen aus Regionen mit höheren Anteilen an Bevölkerung ohne deutsche Staatsbürgerschaft wird seltener rassistische Hassrede gepostet (4) Von Twitter Nutzer:innen aus Regionen mit einem höheren Anteil an AfD-Zweitstimmen wird häufiger rassistische Hassrede gepostet (5) Eine im Projekt entwickelte Website zeigt, wie eine gemeinsame, deskriptive Exploration von regionalisierten Social Media Inhalten und Daten der amtlichen Statistik aussehen kann. Dieser Beitrag enthält außerdem eine Anleitung zur Nutzung und Beschreibung der Funktionalität dieser Website (6) Die Beschränkung des Datenzugangs von Social Media Plattformen für Forschende, stellt eine große Hürde für den zukünftigen, gewinnbringenden Einsatz solcher Methoden dar.

 
#5
Kronenbitter, L., Berns, M., Nobis, T., Becker, J. (2025).
Rassismus im Sport – Vertiefungen und Ergänzungen zum Racist-Stacking-Phänomen. 
BIM News #5
https://doi.org/10.18452/31672

Key Points 🖉

(1) Racist Stacking beschreibt ein Phänomen aus dem Sport. Es bezieht sich darauf, dass Athlet*innen entlang von rassistischen Zuschreibungen auf bestimmten Spielpositionen in Mannschaftssportarten „gestapelt“ werden. Konkret verweist Racist Stacking auf die Überrepräsentation weißer Spieler*innen auf zentralen und taktisch geprägten Spielpositionen und auf die Überrepräsentation Schwarzer Spieler*innen auf körperbetonten, dezentralen Spielpositionen. Das vorliegende Working Paper widmet sich dem Phänomen in drei Teilstudien. (2) Die erste empirische Studie zeigt, dass in der Fußballbundesliga der Frauen Schwarze Spielerinnen häufiger auf körperlich betonten Spielpositionen vertreten sind und seltener auf taktisch geprägten Spielpositionen. (3) Die zweite experimentelle Studie zeigt, dass Proband*innen weiße und Schwarze Fußballspieler für ausgewählte Spielpositionen als gleich geeignet bewerten, wenn ihnen Angaben zu Leistungsparametern der Spieler vorliegen. (4) Die dritte experimentelle Studie, in der den Proband*innen keine Leistungsparameter vorlagen, verdeutlicht hingegen, dass Schwarze Spieler als geeigneter für die Außenbahnen und als weniger geeignet für die Torwartposition bewertet wurden. (5) Die Ergebnisse aus den drei Teilstudien weisen darauf hin, dass die Betrachtung des Sports im Kontext der Forschung über Rassismus relevant ist. Denn hierbei wid deutlich, dass biologistische Imaginationen kein Relikt des letzten Jahrhunderts sind, sondern dass diese rassistischen Bilder bis heute wirksam geblieben sind.

 
#4
Harms, S., Edele, A. (2025).
Welche Bedeutung hat rassistische Diskriminierung für die Bildungsergebnisse
migrantischer Schüler*innen in Deutschland?
BIM News #4
https://doi.org/10.18452/31210

Key Points 🖉

Das Policy Paper arbeitet auf Basis des Forschungsstands die Bedeutung rassistischer Diskriminierung für die Bildungsergebnisse migrantischer Schüler*innen in Deutschland heraus und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Es ist gut belegt, dass Erfahrungen rassistischer Diskriminierung im Schulalltag die betroffenen Schüler*innen beeinträchtigen. Dass der geringere Bildungserfolg migrantischer Schüler*innen maßgeblich auf diskriminierende Bewertungen durch Lehrkräfte (z.B. Noten) zurückzuführen ist, lässt sich aus dem Forschungsstand nicht ableiten; inakkurat niedrige Leistungserwartungen können allerdings ihren Kompetenzerwerb hemmen. Systematische Bildungsungleichheiten können auch auf individueller Ebene adressiert werden, vor allem aber sind strukturelle Maßnahmen notwendig. Vielversprechende Ansätze zur Reduzierung von Bildungsungleichheit sind: die Sensibilisierung (angehender) Lehrkräfte für die Auswirkungen von inakkurat niedrigen Leistungserwartungen und von rassistischen Diskriminierungserfahrungen; qualitativ hochwertige, leicht zugängliche frühe Bildungsangebote und Sprachbildung; eine gesamtgesellschaftliche Reflexion von angemessenen Leistungsstandards und Chancengerechtigkeit.



2024



#3
Bredtmann, Julia, Christian Hunkler, Sebastian Otten & Christina Vonnahme (2024):
Diskriminierung an Schulen in Deutschland: Werden Schüler:innen mit Migrationshintergrund
schlechter bewertet?
BIM News #3
https://doi.org/10.18452/31209

Key Points 🖉
(1) Wir untersuchen, inwiefern Diskriminierung bei der Notenvergabe ein erklärender Faktor für die Bildungsnachteile von Schüler:innen mit Migrationshintergrund ist. (2) Unsere Analysen zeigen keine Hinweise auf eine Diskriminierung von Schüler:innen mit Migrationshintergrund bei der Notenvergabe. Vielmehr erhalten sie im Durchschnitt bessere Noten, als es ihre Leistungen in anonym bewerteten standardisierten Tests vermuten lassen würden. (3) Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Lehrkräfte Benachteiligungen aufgrund des Migrationshintergrunds oder des sozioökonomischen Hintergrundes bei der Notengabe berücksichtigen und versuchen, diese durch eine positivere Bewertung auszugleichen. (4) Lehrkräfte sollten sich bewusst sein, dass solche positiven Verzerrungen keine adäquate Leistungsrückmeldung darstellen. (5) Sind positive Verzerrungen die Folge niedrigerer Erwartungen an diese Schüler:innen, kann sich dies auch nachteilig auf die Leistungsentwicklung der betroffenen Schüler:innen auswirken.

 
#2
Brücker, Herbert (2024):
Eine Einschätzung der Bezahlkarte für Geflüchtete.
BIM News #2
https://doi.org/10.18452/28529

Key Points 🖉

(1) Die Bezahlkarte für Geflüchtete soll Geldleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ersetzen. Dies betrifft überwiegend Asylbe­werber­innen und -bewerber während der Asylverfahren und Personen, deren Anträge auf Schutz abgelehnt wurden, nicht aber Geflüchtete mit einem anerkannten Schutzstatus oder ukrainische Staatsangehörige, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24.02.2022 nach Deutschland geflohen sind. (2) Die Ausgestaltung der Bezahlkarte, insbesondere inwieweit die sächliche und räumliche Verwendung der Transferleistungen eingeschränkt wird und in welchem Umfang Bargeld abgehoben werden kann, ist noch offen. (3) Die Bezahlkarte kann die soziale und kulturelle Teilhabe, die Wahrnehmung von Integrationsangeboten und die Integration in den Arbeitsmarkt behindern. Die Wirkungen werden wesentlich von der Aus­ge­staltung der Bezahlkarte abhängen. Je ähnlicher sie einem allgemeinen Zahlungsmittel ist, desto geringer sind die negativen Wirkungen. (4) Mit der Bezahlkarte sind direkte und indirekte Kosten verbunden. Die direkten Kosten ergeben sich aus den Gebühren für die Finanz­dienst­leister und dem zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Zusätzlich können aber auch indirekte Kosten für die Betroffenen und weitere fiskalische Kosten entstehen, wenn die Integration durch die Bezahlkarte beeinträchtigt wird. (5) Es ist unwahrscheinlich, dass die Bezahlkarte einen spürbaren Einfluss auf den Umfang der Fluchtmigration hat. Das Volumen der Rücküberweis­ungen an die Hauptasylherkunftsländer ist vergleichsweise gering und der überwiegende Teil dieser Rücküberweisungen dürfte von erwerbs­tät­igen Personen stammen. Auch sind die Leistungssätze zu gering, als dass unter realistischen Annahmen aus den Leistungen nach dem Asylbe­werberleistungsgesetz die Flucht von Familienangehörigen oder Freunden finanziert werden kann.

 
#1
Ruhnke, Simon, Laura Hertner, Lidwina Gundacker & Simon Wagner (2024):
Going from bad to worse? Well-being of Syrian refugees in Turkey in the aftermath
of the February 2023 earthquakes.
BIM News #1
https://doi.org/10.18452/28152

Turkish translation: Kötüden daha kötüye mi gidiyor? Şubat 2023 depremleri sonrasında Türkiye'deki Suriyeli mültecilerin refahı. 
BIM News #1-tur.
https://doi.org/10.18452/30873

Arabic Translation: من سيء إلى أسوأ؟ وضع اللاجئين السوريين في تركيا بعد زلازل شباط عام 2023 . 
BIM News #1-ara.
https://doi.org/10.18452/30874

Key Points 🖉

(1) Social and economic disadvantages and poor living conditions of Syrians in Turkey prior to the earthquakes made them particularly vulnerable to the destructive force of the earthquakes. (2) Syrians have less social, financial and material resources to cope with the earthquake-related losses and damages, amplifying inequalities and vulnerabilities. (3) Rather than receiving the social and economic support that could help compensate for existing inequalities, some Syrians report experiences of discrimination and serious problems because of inadequate aid.