Räume der Migrationsgesellschaft (RäuMig)
Projektbeschreibung
Das Schwerpunktthema „Räume der Migrationsgesellschaft“ wird von modular vernetzten Projekten getragen. Es adressiert raumbezogene Aspekte der Integration und Inklusion wie auch der Separation, Marginalisierung oder des Ausschlusses von migrantischen Gruppen. Der besondere Beitrag liegt dabei in der Beachtung von objektiven und subjektiven räumlichen Bedingungen und Aushandlungsprozessen von Konflikten zwischen Gruppen, die gemeinsam Räume teilen wie gestalten.
Ziel des Schwerpunktes ist es, die interdisziplinäre Perspektive einer raumsensiblen und sozial-psychologisch informierten Gesellschaftsforschung für die Untersuchung des Zusammenhangs von Migration, Integration und der Aushandlung von gesellschaftlichem Konflikt und Konsens fruchtbar zu machen. Die zentrale Frage aller Forschungen dieses Vorhabens lautet: Wie verändern sich Räume durch Migration und wie verändern sich Migrations- und Integrationsprozesse durch Räume? Die Frage legt einen relationalen Ansatz nahe, der raumbezogene Migrationsprozesse als akkulturative Verortungsprozesse von unterschiedlichen Gruppen, die in Räumen Beziehungen entwickeln, begreift.
Das Vorhaben fokussiert über die nationalstaatliche bzw. transnationale Ebene hinaus die Analyse von lokalen Räumen und ihre moderierenden und mediierenden Wirkungen auf Migrationsverläufe. Die zentrale Annahme ist, dass Kommunen, Städte, Nachbarschaften und andere empirisch beobachtbaren Räume wie z. B. öffentliche Plätze eine wesentliche Rolle für die Organisation und Aushandlung von Migrations- und Integrationsprozessen spielen. Diese gesellschaftlich produzierten Räume ermöglichen interkulturelle bzw. migrationsbezogene Nähe und Distanz und beeinflussen die soziale Integration sowie Formen der emotionalen und sozialräumlichen Verankerung in der Migrationsgesellschaft. Damit können diese Räume Inklusion fördern. Ebenso werden aber auch Exklusionen oder Marginalisierung befördert, indem räumliche Strukturen, Deutungen und Nutzungsformen dazu beitragen, bestimmte Gruppen auszuschließen oder Zugang zu Institutionen zu verhindern.
Das geplante Forschungsvorhaben besteht aus drei Modulen, die durch empirische Teilprojekte gefördert werden: (A) Räumlicher Rassismus vor Ort, (B) Raumbiografien, (C) Räume der Resilienz: Dialog und Transfer. Derzeit wird im Rahmen von Modul A empirisch in den Städten Rostock und Solingen geforscht und eine Bestandsaufnahme kartographischer Darstellungen und Dokumentationen von rassistisch motivierten Straftaten und Anschlägen vorgenommen.
2023 startet das zweite Jahr des Projektes, das ausgewählte Themen von Modul A weiterführt. Dazu werden in Modul B Raumbiografien, weitere Fallstädte in die Forschung einbezogen, um insbesondere die subjektiven Erfahrungen und Bedeutungen von Rassismus in städtischen Räumen zu untersuchen. Dabei wird es darum gehen, sowohl Städte in den Blick zu nehmen, die in jüngerer Zeit einen rassistisch motivierten Anschlag erfahren haben, als auch Städte, die eher auf latente Weise von Rassismus betroffen sind. Schließlich werden im dritten Jahr des Projekts in Modul C, Räume der Resilienz, die Ergebnisse der Forschung in Szenarien- und storytelling-Workshops für die lokale Ebene praxisrelevant aufbereitet.
Beteiligte Verbundpartner
- Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG)
- Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
- Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)
Projektförderung
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Projektleitung
- PD Dr. Anna-Lisa Müller (IKG)
- Prof. Dr. Andreas Zick (IKG)
- Prof. Dr. Andreas Pott (IMIS)
- Prof. Dr. Gökçe Yurdakul (BIM) in Kooperation mit
Projektmitarbeiter*innen
Studentische Mitarbeiter*innen
- Sarah Stanisławska (BIM)
- Ijeoma Wuttke (BIM/IKG)
- Johanna Ferstl (IMIS)
- Judith Bergkamper (IMIS)
- Carolin Rosenberg (IKG)
Publikationen (2022-2024)
Publikationen (2022-2024)
Erschienen
Brahm, Emma; Ferstl, Johanna, & Pekşen, Mert (2023). Rassistische Gewalt in Deutschland: Warum sich die Angaben zum Ausmaß stark unterscheiden. DeZIMinutes #14
Kubiak, Daniel (2023). Postmigrantische Gesellschaften im urbanen Ostdeutschland. in: Jahrbuch Deutsche Einheit 2023. Hrsg.: Marcus Böick, Constantin Goschler & Ralph Jessen. Berlin: Ch. Links Verlag, 251-265.
Kubiak, Daniel (2022). Rechts sind die anderen - Diskursives Verdrängen von rechtsextremer Vergangenheit und Gegenwart in einer ostdeutschen Großstadt. BGL Berichte Geographie und Landeskunde. Band 96, Mai 2023, Heft 2, 112-131. https://biblioscout.net/article/99.140005/bgl202302011201
Kubiak, Daniel & Pekşen, Mert (2024). Defending Democracy is an Ongoing Task (26/2; Germany Brief). Istanbul Bilgi University - European Institute. https://eu.bilgi.edu.tr/media/files/GB_26_TR.pdf
Müller, Anna-Lisa (2022a). Nutzungsvielfalt von öffentlichen Räumen in Migrationsgesellschaften. Eine Annäherung an geeignete Methoden ihrer empirischen Untersuchung. in: Kulturelle Vielfalt in Freiraum und Landschaft: Wahrnehmung, Partizipation, Aneignung und Gestaltung. Hrsg.: Susanne Kost & Constanze A. Petrow. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 139–61. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37518-8_7
Müller, Anna-Lisa (2022b). Place Attachment Through Negotiation. How Citizens and Materiality Co-Create Urban Spaces in Darmstadt, Germany. in: Preserving and Constructing Place Attachment in Europe. Hrsg: Oana-Ramona Ilovan & Iwona Markuszewska. Cham: Springer International Publishing, 123–36. https://doi.org/10.1007/978-3-031-09775-1_7
Müller, Anna-Lisa (2022c). Räume, Zeiten, Orte: Migrationsbiographien und Raumkonstitutionen. in: Biographie und Raum. Hrsg.: Johannes Becker, Gunter Weidenhaus & Nicole Witte. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 175-194. https://doi.org/10.17875/gup2022-1874
Müller, Anna-Lisa (2024). Migration? Frag doch einfach! Klare Antworten aus erster Hand. Konstanz: UTB, im Druck. doi:10.36198/9783838556949
Müller, Anna-Lisa; Pekşen, Mert; Kubiak, Daniel; Brahm, Emma; Gencal, Kübra & Pabst, Rani (2023). Rassistisch motivierte Anschläge und ihre sozialräumliche Wirkmächtigkeit: Zur Konstitution von Räumen der Migrationsgesellschaft. Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bielefeld 2022. Band 41, September. https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2022/article/view/1658
Müller, Anna-Lisa & Tuitjer; Leonie (2023). Editorial: Infrastructures and Migration. Geographica Helvetica 78 (4), 559–65. https://doi.org/10.5194/gh-78-559-2023
Müller, Anna-Lisa & Tuitjer; Leonie (2023). Intra-urbane und inter-urbane Vergleiche als Methode. Geographische Zeitschrift 111(4), 218 - 243. https://doi.org/10.25162/gz-2023-0008
in Arbeit
Müller, Anna-Lisa; Pott, Andreas; Zick, Andreas (Hrsg.) Räume der Migrationsgesellschaft, Band 1: Analysen und Beobachtungen zum Verhältnis von Räumen, rassistischen Angriffen und ihrer Bedeutung für Migrationsbiografien (voraussichtlich transcript Verlag)
Brahm, Emma. Von Safe(r) Spaces zu resilienten Räumen? Postmigrantische Begegnungsräume (Sammelbandbeitrag des Projektes)
Gencal, Kübra. Soziodemographische Merkmale und Möglichkeiten des städtischen (Er-)Lebens (Sammelbandbeitrag des Projektes)
Gencal, Kübra; Brahm, Emma Luna; Kubiak, Daniel (2024). Beyond Remembrance: Spatial Dynamics in Commemorating Racist Violence in Solingen and Rostock (Routledge, erste Version eingereicht)
Kubiak, Daniel. Far right, that‘s the others -Remembrance of far right and racist violence in an East German city. In: Antipode Online (final eingereicht, im Erscheinen)
Kubiak, Daniel; Stanisławska, Sarah. Orte der Begegnung "von unten“ – am Fallbeispiel Zukunftsladen Rostock im Stadtteil Toitenwinkel (Sammelbandbeitrag des Projektes)
Müller, Anna-Lisa. Being Here and Going There. How Materiality affects Migrants’ Mobility and Place Attachment. in: Stuck in Migration. Hrsg.: William O’Reilly & Nadia Al-Baghdadi. Budapest: CEU Press (im Erscheinen)
Pekşen, Mert. Umkämpfte Praktiken und Räume des Erinnerns an den Brandanschlag von Solingen 1993 (Sammelbandbeitrag des Projektes)
Pekşen, Mert. Kartierung rassistischer Gewalt in Deutschland (in Vorbereitung als Journalartikel)
Themenrelevante Medienbeiträge
Kubiak, Daniel. „Im Osten bedeutet Sichtbarkeit Bedrohung“. Gastbeitrag in Der SPIEGEL vom 29.01.2024.
Kubiak, Daniel. „Rassismus bedroht Ostdeutschland.“ Deutschlandfunk Kultur vom 29.01.2024
Kubiak, Daniel. Radio FRITZ: Experte im Blue Moon zum Thema Zuwanderung am 16.10.2023
Kubiak, Daniel. Teil einer Reportage zu "Freiräume für Jugendliche - Der wichtige Wunsch nach Selbstbestimmung". Deutschlandfunk Kultur vom 29.06.2023
Kubiak, Daniel. Alles muss raus: Podcastepisode zur Berichterstatung über den rechtsextremen Osten vom 27.06.2023.
Kubiak, Daniel. Als Experte in dem Beitrag "Im Osten nichts Neues? Wie Berichterstattung Vorurteile auf beiden Seiten verstärkt". Übermedien vom 26.06.2023.
Kubiak, Daniel. Interview zu "Anonymität ist das, was die Großstadt ausmacht". choices vom 30.05.2023.
Kubiak, Daniel. Als Experte in "Wenn Nazis auf der Schulbank sitzen". ZEIT Online vom 11.05.2023.
Kubiak, Daniel. Als Experte in „Warum Jugendliche auch mal daneben benehmen müssen" Deutschland Funk vom 02.03.2023
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)
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