Neuaushandlung lokaler Ordnungen
Projektbeschreibung
Das komparativ-explorative Projekt widmet sich dem Zusammenleben von „Gruppen“ in ausgewählten, von migrationsbezogener Vielfalt geprägten Stadtteilen Dortmunds, Bonns und Magdeburgs. Es erforscht, wie die Ordnungen des Zusammenlebens durch lokale Konflikt- und Aushandlungsinteraktionen reproduziert, variiert und verändert werden.
Die Auswahl der Untersuchungsstädte erklärt sich aus dem Ziel, sozialräumliche Ungleichheit und unterschiedliche Ausprägungen migrationsbedingter Diversität als Vergleichsdimension zu berücksichtigen. Als Forschungsansatz dient die Verknüpfung von figurationssoziologischer Konfliktanalyse, Negotiated-Order- und Symbolic-Boundary-Making-Ansatz. Damit gelangen nicht nur intendierte manifeste, sondern auch nicht-intendierte präreflexive Aushandlungsvorgänge des lokalräumlichen alltäglichen Interaktionsgeschehens in das Blickfeld. Die Datenerhebung basiert auf Methoden der Sozialraumanalyse und der Urbanen Ethnographie.
Im Einzelnen bearbeitet das Projekt sieben Fragen:
- Welche Probleme werden in den betreffenden Sozialräumen wahrgenommen (Generationenkonflikte, Zu- und Abwanderung, abweichendes Verhalten Jugendlicher, Überalterung, Wohnungsleerstand oder -mangel, Familienzerfall, genderbezogene Ungleichheit, Immobilienpreisverfall oder -anstieg etc.)?
- Welche der explorierten Probleme werden mit Blick auf Migration bzw. migrationsbezogene Kategorien (Ethnizität, Kultur, Religion, regionale Herkunft, Migrationsgrund) gerahmt? Welche Probleme nicht?
- Welche der subjektiv auf Migration bezogenen Probleme werden von Konflikt- und/oder Aushandlungsinteraktionen aufgegriffen? Und wie wirkt sich dies auf das Ensemble der lokalen Konflikt- und Aushandlungsinteraktionen aus?
- Was bewirken Konflikt- und Aushandlungsinteraktionen mit Blick auf die Positionierung der verschiedenen wahrgenommenen Gruppen im Stadtteil und in der Gesamtstadt? Welche Auswirkungen haben Konflikt- und Aushandlungsinteraktionen auf Gruppenbildungen und alltagsweltliche Grenzregime im jeweiligen Stadtteil (d.h. Verlauf lokaler Intergruppengrenzen inkl. Grenzübergänge, sich überkreuzende Intergruppengrenzen, Auflösung von Intergruppengrenzen und Intergruppenhierarchien etc.)?
- Wirken sich sozialräumliche Bedingungen – Siedlungsgeschichte, baulich-architektonische, infrastrukturelle, lokalpolitische und -kulturelle Besonderheiten – auf Stil, Form und Produktivität von Aushandlungsprozessen in den Stadtteilen bzw. Städten aus? Wenn ja, in welcher Form und in welchem Maße?
- Inwiefern harmonieren oder kollidieren lokale Problemlösungen mit als von außen kommend wahrgenommenen Entscheidungen bzw. Akteuren (Infrastruktur relevanter Akteure, einschließlich NGOs und staatliche Institutionen)?
- Welche Handlungsempfehlungen lassen sich ableiten?
Ziel
Das Projekt verfolgt das Ziel, eine Forschungsperspektive und ein Instrumentarium zu entwickeln, um Konfliktdynamiken vor Ort besser zu verstehen. Aus politisch-praktischer Perspektive möchten die Beteiligten dazu beitragen, über vorhandene und zu entwickelnde Integrationspotentiale lokaler Zivilgesellschaften aufzuklären. Auf der Basis dieses Wissens könnten politische Interventionen noch genauer auf die jeweiligen lokalen Kontexte zugeschnitten werden.
Beteiligte Verbundpartner
- Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG)
- Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
- Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)
Projektförderung
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Projektleitung
- Dr. Jörg Hüttermann (IKG)
- Prof. Dr. Andreas Zick(IKG)
- Prof. Dr. Andreas Pott (IMIS)
- Prof. Dr. Naika Foroutan (BIM)
Projektmitarbeiter*innen
- Judith Altrogge (IMIS)
- Johannes Ebner (IKG)
- Dr. Daniel Kubiak (BIM)
- Hannah Mietke (IKG)
- Dr. Anna-Lisa Müller (IMIS/IKG)
- Denis van de Wetering (IMIS)
- Benjamin Zeibig (IKG)
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